Inhalt: Jahre, nachdem Radili sich nach bedrohlichen Anpöbelungen durch Skins ein Messer gekauft hat, kehrt er als Erwachsener in dieselbe Stadt zurück, und seine neuen Freunde aus der "linksradikalen WG" wollen einen Film daraus machen. Die Suche nach dem damals vergrabenen Messer ist die erste von vielen Situationen, die der Erzähler vor uns abrollt, fallen lässt, neu aufnimmt und auf ganz unorthodoxe Weise miteinander verknüpft. Er entwickelt eine Szene im Jüdischen Museum, die in einen Krimi mündet, er bespricht mit seiner Mutter Erinnerungen an ein von den Deutschen besetztes Dorf in Rumänien ("Eine dicke Mann, der seine Ärmel hoch rollt, fast bis zum Achsel, und sagt, bis hierher, bis hierher hätte ich, bis hierher hätte ich meine Ärme in Judenblut eintauchen, lebt in meine Mutter"), er rekapituliert einen Schulausflug zu archäologischen Grabungen im Norden von Israel, und immer wieder finden wir uns in der "Bar zum Roten Faden", in Lokalen und Callshops wieder, in denen Radili und seine Freunde Amadou, Fikert, Anuan, Abayomi und Jamal abhängen. Es wäre ein ganz normaler, übermütiger und ungenierter Großstadtroman, wäre da nicht seine Sprache, die Sprache all dieser Migranten, die wie der Erzähler - "Das ist kein Deutsch!" - aus ihrer Sprache deportiert und aus der Geschichte bzw. der Erzählung hinausgeworfen wurden. "Realismus schreiben nur Menschen mit einem festen Wohnsitz und einer Aufenthaltserlaubnis", sagt Tomer Gardi und entwickelt in Broken German ein anspielungsreiches, anspruchsvolles und vergnügliches Plädoyer für die Sprachenvielfalt in der einen Sprache, für die Regelübertretung, für das nicht Normierte. Umfang: 144 S. ISBN: 978-3-85420-988-1
Inhalt: In "Eine runde Sache" reisen zwei Künstler aus zwei unterschiedlichen Jahrhunderten durch sprachliche und kulturelle Räume und sind immerzu in Bewegung. Fremdheitserfahrungen, Identität, das Leben als Künstler und jede Menge Politik sind die großen Themen des Romans, in dem sich die beiden Handlungsstränge gegenseitig spiegeln. Zuerst schickt sich Tomer Gardi selbst, auf Deutsch verfasst, als literarische Figur mit dem sprechenden Deutschen Schäferhund Rex und dem Elfen- oder gar Erlkönig an seiner Seite auf eine fantastisch-abenteuerliche Odyssee. Slapstickartig, komisch und mit vielen unterschwelligen Nadelstichen peitscht der Wind in die Segel. Im zweiten Teil des Romans, übersetzt aus dem Hebräischen, folgen wir dem im 19. Jahrhundert lebenden indonesischen Maler Raden Saleh von Java durch Europa und zurück nach Asien - ein historischer Roman und zugleich ein Abbild unserer Zeit. Virtuos spielt Tomer Gardi mit Sprachen. Mit all seiner Originalität und dem Überbordwerfen konventioneller Romankonzeptionen löst er auch die Krux mit der Wahl der Sprache, die sein literarisches Ich martert. Sagt es zu Beginn des Romans doch, "dass ich ein Idee für eine Geschichte habe, weiß aber nicht, ob ich es auf Hebräisch schreiben soll, oder auf meinem Deutsch. (...) Jeder Stimme wird ja was anderes und unterschiedliches Ausdrücken können. Andere und unterschiedliche Fantasien entwickeln, von andere und unterschiedliche Lebenserfahrungen erzählen können. (...) Und wie kann ich entscheiden?" Umfang: 256 S. ISBN: 978-3-99059-097-3
Inhalt: Tomer Gardi schreibt eine moderne Scheherezade-Geschichte im heutigen Israel. Verspielt in Ton und Form, doch bitterernst im Kern. Ausgangspunkt der Geschichte ist ein Schriftsteller, der beim Arbeitsamt um Unterstützung ansucht. Bereits bei seiner Jobbezeichnung stößt er auf Widerstand: "So einen Beruf gibt es nicht, Schriftsteller." Findig wie er ist, schlägt der Autor einen Deal vor: Er erzählt dem Mann hinterm Schreibtisch eine Geschichte und bei Gefallen erhält der Schriftsteller den Stempel. So beginnt das Erzählen ums Überleben, das zugleich treibende Kraft in dem von Volten und Verweisen wimmelnden Roman ist. Wie in einer Matrjoschka viele weitere Puppen stecken, so erzeugen die Handlungsstränge neue Erzählebenen und -welten. Mit Tolly Grotesky, Lea Agunis, Abu Adwan und anderen zeichnet Tomer Gardi unvergessliche Figuren, die im Alltag der Staatsgewalt ausgesetzt sind und sich auf die je eigene Weise ihre Wege bahnen müssen. Nach der Lektüre dieses Romans wissen wir: Ob Tomer Gardi nun Bücher in "Broken German" oder auf Hebräisch schreibt, er bleibt sich in seiner Verspieltheit und seinem stilistischen Eigensinn treu. Mit großer Leichtigkeit wechseln die verschiedenen Erzähler*innen zwischen märchenhaftem Ton und Umgangssprech. Umfang: 160 S. ISBN: 978-3-99059-031-7
Inhalt: Am Anfang war ein Gerücht. Als Tomer Gardi erfährt, dass das neue Museum in seinem Kibbuz mit den Steinen eines 1948 zerstörten palästinensischen Dorfes errichtet worden sein soll, kann er es zunächst nicht glauben. Wie kann es sein, dass niemand davon weiß, niemand darüber spricht? Wer lebte dort in Hounin? Wo sind diese Menschen und ihre Nachfahren heute? Und wie konnte deren Schicksal so gründlich verdrängt werden?Tomer Gardi sucht Antworten. Er durchforstet die israelischen Archive, stellt die Menschen im Kibbuz zur Rede. Bewusst rennt er gegen die Mauern des kollektiven Schweigens und Vergessens an und hält seine Recherchen und Eindrücke fest. Entstanden ist eine ganz eigene Form der Annäherung an die Geschichte, ein Spiel mit den Grenzen zwischen Essay, Reportage und Prosa und ein eindrückliches Zeugnis von zivilem Ungehorsam.Das Museum des Kibbuz Dan im Norden Israels wurde aus den Steinen eines zerstörten palästinensischen Dorfes erbaut. Auf der Suche nach den Hintergründen stößt der Autor auf Verdrängung, Zensur und die Mechanismen konstruierter Geschichte. Schlagworte:F Belletristik und verwandte Gebiete, FD Spekulative Literatur, FDK Alternativweltgeschichten Umfang: 296 S. ISBN: 978-3-85869-578-9
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